Eine der bedeutendsten privaten Kunstsammlungen Stettins war die zu Beginn des 20. Jahrhunderts gegründete Sammlung Wilhelm & Frieda Doering in die das Ehepaar Gemälde, Grafiken und vermutlich auch Skulpturen zusammengetragen hatte. 1925 stifteten die Doerings vierunddreißig Gemälde ihrer Sammlung dem »Städtischen Museum für Kunst und Kunstgewerbe« der Stadt Stettin. Einige Werke der Doering-Stiftung haben die Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges überstanden und werden heute vom »Pommerschen Landesmuseum« in der Hansestadt Greifswald präsentiert. Als einziges Gemälde der Doering-Stiftung verblieb Corinths Doppelbildnis (Foto) in Stettin. Es gehört heute zum Bestand des Muzeum Narodowe w Szczecin.
Siebenunddreißig Jahre alt war der Stettiner Kaufmann Wilhelm Doering (1869-1935), als er 1906 in die Mercur AG eintrat. Vier Jahre später schon nannte er das Unternehmen sein Eigen. Neben der Mercur AG besaß Doering in Stettin einen Getreidegroßhandel. Die Jahre 1910/11 markieren nach derzeitigem Forschungsstand den Beginn seines gesellschaftlichen Aufstieges und liefern darüber hinaus erste verwertbare Spuren seines Wirkens in der ehemaligen pommerschen Provinzhauptstadt. Zugleich begann ab 1911 für Wilhelm Doering und seine Ehefrau Frieda als Gründungsmitglieder des »Stettiner Museumsvereins« ein Leben als engagierte Förderer von Kunst und Kultur. Ihre neue gesellschaftliche Stellung als Fabrikanten und Mäzene dokumentierten die Doerings im selben Jahr mit dem Erwerb der monumentalen Villa August Lentz’ im Stettiner Westend. In das Jahr 1911 fiel außerdem ein Kauf von zweiundzwanzig Gemälden, die den Grundstock der Sammlung Doering bildeten.
Landschaften und Porträts, gefolgt von Genrestücken sowie Stillleben und Interieurs bildeten den Kern der stetig gewachsenen homogenen Sammlung mit Werken aus dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts bis zum ersten Viertel des 20. Jahrhunderts. Wir finden darin u. a. Arbeiten von Vertretern des »Leibl-Kreises« sowie deutschen Impressionisten und Nachimpressionisten.
Die Forschungsergebnisse zur Sammlung Wilhelm & Frieda Doering sowie ihrer Stiftung werden in einem weiteren Band der »Mercur Werkschriften« erscheinen.